Die Geschichte der Brauerei Cannewitz
Die Wiege der Brauerei Cannewitz stand Anfang des 13. Jahrhunderts im Cannewitzer Rittergut.
Nach altem Landesrecht hatte ein Rittergut zu damaliger Zeit das sogenannte Braurecht.
Die Brauerei war aber anfangs nur ein wirtschaftlich nebensächlicher Teil des Rittergutes, denn die Herstellung von Bier erstreckte sich nur auf den eigenen Bedarf. Im 15. Jahrhundert wollte das Rittergut das Bierverkaufsrecht auch auf benachbarte und fernere Orte ausdehnen. Dem wurde aber 1435 nicht stattgegeben, denn der Magistrat zu Grimma untersagte dem Ritter die Einfuhr von Cannewitzer Biere, um seine eigene Brauerei zu schützen. Doch das Streben nach Erweiterung und Ausbreitung des Braugewerbes beim Cannewitzer Rittergut machte sich immer wieder bemerkbar. Gesellte sich doch 1377 zum Rittergut auch der Ort Cannewitz dazu. So begann man im Dorf das Bier auszuschenken.
Die Schenke von Cannewitz hatte lange Zeit das alleinige Recht des Bierverkaufs. Doch ging dieses Recht später auch auf andere Einwohner des Ortes über und es entstand ein sogenannter Reihenschank. Das hieß, man gab das Recht „der Reihe nach“ von Haus zu Haus weiter.
Gebraut wurde in der Hauptsache nur Einfachbier. Erst im Jahre 1887 begann auch die Brauerei Cannewitz Lagerbier zu brauen, bis zum Jahre 1895 jedoch nur im Winter.
Zu dem damaligen Zeitpunkt besaß Friedrich Louis Hanschmann den Brauereivertrieb in Pacht.
Im Jahre 1897 brannte in der Nacht zum 1. August das Rittergut fast vollständig ab. Auch die Brauerei wurde ein Opfer des Feuers.
Die Loslösung vom Rittergut begann eigentlich mit dem Neubau der Brauerei.
Am 26. September 1898 war die Grundsteinlegung. Seit dem 19. Januar des darauffolgenden Jahres wurde bereits wieder Bier gebraut. Ostern 1899 erfolgte der feierliche Einzug in die neue Brauerei.
Die Brauerei Cannewitz behauptete sich unter den vielen gleichaltrigen Unternehmen der näheren und ferneren Umgebung erfolgreich.
Die Brauerei von heute
Nachdem Louis Hanschmann verstarb, übernahm 1920 sein Sohn Alfred Hanschmann die Brauerei und trat in den bestehenden Pachtvertrag ein. Im Jahre 1933 erwarb er die Brauerei Cannewitz käuflich und führte die Geschäfte bis 1953.
Am 15. Mai 1972 wurde der Betrieb enteignet und in Volkseigentum überführt. Wolfgang Hanschmann, der Sohn von Alfred, konnte erst nach der Wende am 1. Juni 1990 den Betrieb wieder übernehmen. Die Betriebsübernahme war aufgrund der vorhandenen Substanz katastrophal, so dass viele neue Investitionen für einen Neuanfang nötig waren.
Für die Brauerei Cannewitz, insbesondere Familie W. Hanschmann war der Einstieg in die freie Marktwirtschaft nach der Reprivatisierung nicht einfach. Die wirtschaftlich schwierigen Verhältnisse im November 1999 zwangen den Inhaber W. Hanschmann zum Aufgeben. Nachdem das Cannewitzer Bier ein Jahr vom Markt verschwunden war, erwarb im Oktober 2000 die Firma Klaus-Fruchtsäfte die Markenrechte und Teile der Brauerei. Seit diesem Zeitpunkt wird das Bier wieder nach alten Cannewitzer Rezepturen von Alfred Hanschmann gebraut. Auf der Muldentalproduktschau vom 15. bis 17. November 2000 wurde das Cannewitzer Bier erstmalig vorgestellt und ist seitdem wieder im Handel erhältlich.